Dienstag, 2. Dezember 2025
An der Rambla in Mercedes stehen viele Skulpturen. In der Mitte liegt ein breiter Grünstreifen. Wir schlendern noch durch die Altstadt und besuchen die Kirche.










Nach Fray Bentos ist es nur ein Katzensprung. Schon von weitem sieht man die Zellulosefabrik UPM, die finnische Eigner hat. Wir sind aber nicht deswegen auf dem Weg hierher, sondern wegen der ehemaligen «Fleischfabrik» und weil wir hier über die Grenze nach Argentinien wollen





Als wir das Museum betreten, scheint sich niemand um uns zu kümmern. Drei Angestellte sitzen um einen Tisch und bearbeiten ihr Handy. Uns sagt man, wir sollen uns ein wenig umsehen. Wie schauen uns den ersten und zweiten Raum an und kehren zurück zum Eingang. Manfred fragt, ob es eine geführte Tour auf englisch gibt. Ja, um 15 Uhr. Wir müssen noch 15 Minuten warten. Dann bekommen wir welche Überraschung, eine Tour in deutscher Sprache. Die junge Dame kommt aus Berlin.
Justus von Liebig, ein deutscher Chemiker hat herausgefunden, wie man aus 30 Kilo Rindfleisch 1 Kilogramm «Rindsbouillon» macht. Mit deutschen und englischen Geldgebern hat er hier in Uruguay 1859 eine Fabrik eröffnet. Es gab in Uruguay viel Fleisch, das die wenigen Einwohner hier nicht brauchten. Von den Rindern brauchten sie das Leder. Durch die Fabrik lebten hier ca. 30’000 Menschen. Es wurde rund um die Uhr gearbeitet. Pro Schicht waren zwischen 3’000 und 5’000 Menschen im Einsatz. 3’000 Rinder wurden pro Tag geschlachtet. Die Tiere wurden angeliefert, auf Krankheiten untersucht und dann durch ein Bad getrieben. Danach mussten sie über eine Rampe nach oben ins Schlachthaus laufen. Dort stand ein Mann, der das ankommende Rind mit einem Hammer bewusstlos schlug. Die Kehle wurde aufgeschlitzt und das Tier zum Ausbluten aufgehängt. Jeder Arbeiter im Schlachthaus hatte immer die gleichen Arbeiten zu erledigen. Aufschlitzen, Ausnehmen, Haut abziehen und Zerteilen, wurde wie am Fliessband erledigt.






Das Fleisch wurde in Kühlkammern gelagert, die auf -20 Grad heruntergekühlt waren. Dazu wurde eine Ammoniak Kälteanlage errichtet. 70 Kilometer Leitungen (Kühlschlangen) wurden verlegt. Die Kühlkammern kann man nicht besichtigen, sie sind Asbest verseucht.






Man hat aus dem Fleisch am Anfang nicht nur die Fleischbouillon in Würfel hergestellt, sondern auch Corned Beef. Im ersten und zweiten Weltkrieg wurden die englischen Soldaten damit ernährt. Nach dem 2. Weltkrieg ging es mit der Fabrik bergab. Sie wurde von Barro Anglo England aufgekauft und vergrössert. 1971 wurde sie für immer geschlossen.


Die Arbeiter standen während der ganzen Schicht in Hitze und Gestank. Dazu verdienten sie sehr schlecht und mussten sogar Hunger leiden. Jeden Tag verletzte sich mindestens ein Mensch in der Fabrik. Die Dosen für das Cornet Beef wurden auch selbst hergestellt. Alles von den Rindern wurde gebraucht und der kleine Rest wurde zu Dünger verarbeitet.






Natürlich gab es auch Büros. Ein über 2 Meter grosser Mann habe dort 40 Jahrelang gearbeitet. Er hatte viele Probleme mit seinen langen Beinen und musste sie viel bewegen. Da es aber nur 2 Mal erlaubt war pro Arbeitszeit, sich zu erheben, ( Ein mal Pipi, ein mal essen!) hat er immer unter seinem Pult die Füsse bewegt. Daher gibt es dort jetzt 2 längliche Vertiefungen.
Eine eindrückliche Anlage! Man kann sich gar nicht vorstellen, wie es in den grossen Hallen zu und her gegangen ist.
Da nur wir zwei die Tour machten, bekamen wir sehr ausführlich über das Museum Bescheid. Nur bei der Kälteanlage hat Manfred die junge Dame ein paar Mal korrigiert. Damit kennt sich Manfred bestens aus. Wir finden einen Campingplatz in der Nähe und hier kann man sogar duschen.

